Während des Bewerbungsgesprächs möchtest du dich deinem potenziellen zukünftigen Arbeitgeber im besten Licht präsentieren. Dazu bereitest du dich gut vor, übst Antworten auf Fragen wie: „Wo siehst du dich selbst in fünf Jahren?“, und definierst deine Gehaltsvorstellungen. Was aber, wenn beides beim Gespräch gar nicht erst angesprochen wird? Ein Vorstellungsgespräch in den Niederlanden läuft in der Regel nämlich etwas anders ab als in Deutschland.
Bei Gateway to Germany sprechen wir täglich mit deutschen Kandidatinnen und Kandidaten, die sich bei einem niederländischen Unternehmen bewerben und das Gespräch oft leicht konsterniert verlassen. Wie sich ein Bewerbungsgespräch bei einem niederländischen Unternehmen genau von einem deutschen Bewerbungsgespräch unterscheidet und wie du dich optimal darauf vorbereiten kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Pünktlichkeit
Beginnen wir am Anfang: Dass man bei einem Bewerbungsgespräch pünktlich sein sollte, dürfte vor allem deutschen Kandidatinnen und Kandidaten ausreichend bekannt sein. In Deutschland gehört es zum guten Ton, 10 bis 15 Minuten vor dem angesetzten Zeitpunkt einzutreffen, denn ob du pünktlich bist oder nicht, bestimmt den allerersten Eindruck, den du bei deinem Gespräch hinterlässt. Wenn du bei einer niederländischen Firma früher als fünf Minuten vor Ort eintriffst, dann läufst du allerdings besser noch eine Runde ums Gebäude. Wenn das Gespräch für 10 Uhr angesetzt ist, dann bist du nämlich auch dann noch pünktlich, wenn du um Punkt 10 Uhr das Gebäude betrittst. Optimal sind fünf Minuten vorher.
Was lange währt …
Wenn wir schon beim Thema Zeit sind: plane deinen Vorstellungstermin bei einem niederländischen Arbeitgeber nicht zu knapp, denn es kann gerne einmal vorkommen, dass das Gespräch länger (!) dauert, als die üblicherweise angesetzte Stunde. Im niederländischen Bewerbungsgespräch geht es, wie wir später noch sehen werden, in erster Linie darum, einander kennenzulernen. Und warum sollte man ein gutes Gespräch unterbrechen, nur weil die Zeit abgelaufen ist?
Gespräch auf Augenhöhe
Bewerbungsgespräche in Deutschland folgen in der Regel einem festen Drehbuch. In den Niederlanden allerdings geht es vielmehr darum, ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen und herauszufinden, ob man zueinander passt. Erwarte also kein strukturiertes Gespräch, in dem du anfangs zu deiner Erfahrung und deinen Kenntnissen befragt wirst und zum Schluss kurz die Rahmenbedingungen ansprichst, bevor du nach Ablauf der Zeit wieder pünktlich draußen stehst. Stattdessen wirst du eher als gleichgestellte Gesprächspartnerin bzw. Gesprächspartner behandelt, anstatt „ausgefragt“ zu werden. Ein Bewerbungsgespräch in den Niederlanden ist genau das: ein „Gespräch“ und kein „Interview“.
Keine „typischen“ Fragen
In der Regel werden dann auch keine abgedroschenen Suggestivfragen gestellt. Fragen wie „Wenn Sie ein Tier wären, welches wäre das?“ stehen also eher nicht auf dem Programm. Natürlich macht es dennoch Sinn, sich auf allgemeine Fragen wie „Warum haben Sie sich bei uns beworben?“ oder „Wieso möchten Sie Ihren aktuellen Arbeitgeber verlassen?“ vorzubereiten und darauf am besten eine so ehrlich wie mögliche Antwort zu geben (dies gilt übrigens auch für Bewerbungsgespräche in Deutschland).
In den Niederlanden ist Arbeit und Privates außerdem viel weniger strikt getrennt als in Deutschland. Um herauszufinden, was für ein Typ du bist und ob du ins Team passt, kann dein potenzieller Arbeitgeber auch nach deinem Privatleben und deinen Hobbys fragen. Damit du davon nicht komplett überrascht wirst und in der Schnelle etwas preisgibst, das du lieber für dich behalten hättest, solltest du dir idealerweise auch zu deinem Privatleben im Vorhinein ein paar Worte zurechtzulegen.
Gehalt
Über Geld spricht man nicht? Im deutschen Bewerbungsgespräch schon; im Niederländischen nicht. Zumindest nicht im ersten Gespräch. Während es in Deutschland üblich ist, Gehaltsvorstellung sehr früh im Bewerbungsprozess anzugeben, geht es in den Niederlanden darum, herauszufinden, ob es auf persönlicher Ebene passt. Wenn alles andere stimmt, so die Meinung, bekommt man die Rahmenbedingungen auch noch hin.
Übrigens: wenn es denn so weit ist, dass die Gehaltsvorstellungen zur Sprache kommen, dann solltest du unbedingt einen Puffer einbauen: Die Niederländer verhandeln nämlich. Nenne einen höheren Betrag, als den, den du wirklich möchtest. Wer weiß, vielleicht kannst du dies ja zu deinem Vorteil nutzen?
Fazit
Wenn du weißt, was dich erwartet, dann bringst du dein Bewerbungsgespräch bei einem niederländischen Unternehmen reibungs- und vor allem irritationslos hinter dich:
Plane genügend Zeit nach dem angesetzten Termin ein, aber nicht zwingend davor.
Bereite ein paar Antworten vor, aber lasse dich hauptsächlich auf ein Gespräch ein.
Überlege dir im Vorhinein, welche privaten Details du preisgeben mochtest, sodass du von Fragen nach deinem Privatleben nicht überrumpelt wirst.
Definiere deine Gehaltsvorstellungen, aber sei nicht überrascht, wenn du beim ersten Gespräch noch nicht danach gefragt wirst.